Königsufer Dresden

VISION

Städtischer Raum ist ein sich ständig wandelndes Gebilde und Spiegel der mannigfaltigen Prozesse und Vorgänge des kulturellen und sozialen Menschen. Wir sind davon überzeugt, Stadt immer wieder neu denken zu können, zu müssen und zu dürfen. Der Stadtraum um das Dresdner Königsufer ist für uns nicht nur Projektionsfläche eines touristisch verwertbaren Motivs, sondern soll identitätsstiftender Raum für alle Bewohner der Stadt sein. Hier können Begegnungs-, Kommunikations- und Experimentierräume entstehen, deren Fundament zwar wie alles historisch verortet, aber deren mutiger Blick auf die Zukunft und die Stadt von morgen gerichtet ist. Hier soll die Stadtgesellschaft in selbstverständlichem Einklang mit Besuchern und Gästen gemeinsame Orte zur Entfaltung finden.

Wir möchten dem Neustädter Markt eine klare räumliche Definition [zurück] geben und damit einem zentralen Bindeglied der wichtigen Stadtachse zwischen Hauptbahnhof und Albertplatz Klarheit und mehr Aufenthaltsqualität verleihen. Der charakteristische weiche Übergang zwischen Stadt und Flusslandschaft soll gestärkt werden. Im Rahmen unseres Entwurfsprinzips der „Orte“ möchten wir etablierte temporäre und dauerhafte Nutzungen als kulturelles und städtisches Potential erhalten, stärken und in neue Strukturen einbinden. Gleichzeitig möchten wir neue bauliche und freiräumliche Nutzungsimpulse vorschlagen und damit dem Anspruch einer Stadt im 21.Jahrhundert gerecht werden. Stadt ist immer auch Labor – dafür sollten aneignungsfähige Gebäude, Räume und Flächen zur Verfügung gestellt werden. Die wichtigen Verkehrs- und Nutzerströme sollen entflochten und sinnvoll geordnet werden. Sie dienen als Grundgerüst für eine funktionierende Stadt. Wir möchten eine Durchlässigkeit mit einladenden Wegebeziehungen zwischen Neustädter Markt und der Uferlandschaft erzeugen. Es ist uns wichtig, fernab einer „großen architektonischen Idee“, realistische und umsetzbare Maßnahmen vorzuschlagen. Diese sollen aus der Analyse des Bedarfs unterschiedlicher Anspruchsgruppen heraus gedacht werden und eigentumsrechtliche sowie realpolitische Gegebenheiten nicht ausblenden.

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ZENTRALE IDEEN

1. Platzfigur und Symmetrie

Der Neustädter Markt erhält durch die vorgeschlagenen baulichen Setzungen eine klare räumliche Definition zum Platzinnenraum. In Anlehnung an den historischen Perimeter des Neustädter Markt, soll der zentrale Bereich um den Goldenen Reiter wieder betont werden. Die Länge des Platzes wird durch eine Zonierung aufgebrochen. Dadurch wird es möglich, thematisch und räumlich differenzierte Bereiche auszubilden. Auf beiden Seiten der Reiterstatue werden räumliche Impulse in Anlehnung an die vor der Kriegszerstörung vorhandenen Baublöcke vorgeschlagen: Östlich der Statue in Form eines multifunktional bespielbaren Daches, westlich durch den gestärkten und baumbestandenen Sitzhain. Unter dem Dach können beispielsweise wettergeschützt Veranstaltungen, kleine Märkte, Konzerte oder im Winter eine Eislaufbahn Platz finden. Durch die Einbindung eines der beiden vorhandenen und historisch relevanten Springbrunnen aus den 1970er Jahren und dessen Einbindung in das räumliche Bereichs-und Erschließungskonzept (Anbindung an Elbufer), entstehen auch an den Platzflanken nutzbare Bereiche mit Aufenthaltsqualität. Das Bekenntnis zur Symmetrie im Rahmen der wieder aufgebauten Strukturen aus den 1970er Jahren wird als Qualität gesehen. Das baulich wertvolle Blockhaus – in Zukunft das ´Archiv der Avantgarden´ – rückt als zentraler Ankerstein auch konzeptionell in die Mitte der Achse. Die Wucht der Ost nach West verlaufenden Straße wird durch eine Reduzierung der Straßenquerschnitte und die Verlegung der zentralen Haltestelle abgemindert – es entsteht Raum auch für den Vorplatz des Blockhaus.

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2. Vom Potential des Vorhandenen

Die Zeiten des großen städtebaulichen Wurfs sind vorüber. Es ist uns wichtig, vorhandene Potentiale, Qualitäten und etablierte Zwischennutzungen zu erkennen und diese durch bedachte Interventionen zu stärken. Jede Zeitschicht hat ihre Spuren hinterlassen und gehört zum Erbe der Stadt. Am Neustädter Markt sind die Spuren der zahlreichen großen städtischen Umbrüche sichtbar und prägen das heutige Erscheinungsbild. Wir begreifen vorhandene Altbauten wie beispielsweise das Blockhaus, die alte Reiterei und das Japanische Palais als Gebäude von besonders hohem baulichen und kulturellen Wert. Durch die Art der Setzung neuer Gebäude und die freiräumliche Einfassung soll dies betont werden. Die Bauten der 1970er Jahre haben in ihrer Form und den Nutzungsaspekten trotz der strittigen Diskussion darum für uns einen Stellenwert. Diese sollten erhalten und weiter an zeitgenössische Nutzungsansprüche angepasst werden. Der von beiden besser erhaltene Springbrunnen wird in das neue Freiraumkonzept des Neustädter Marktes selbstverständlich integriert. Ein großes Manko ist die fehlende Anbindung des eingefassten Barockviertels. Dies wird im Rahmen der neuen Erschließungsstruktur verbessert. (siehe 3. Vernetzung und Durchlässigkeit)

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3. Vernetzung und Durchlässigkeit

Das Elbufer und die Flusslandschaft soll besser an den Neustädter Markt angebunden und Verkehrsströme, hier vor allem Fußgänger und Radfahrer, voneinander entflochten werden. Die Verbindung zwischen Hauptstraße und Augustusbrücke, aber auch zwischen Neustädter Markt und Elbufer wird durch getrennt voneinander geführte Wege gewährleistet. Durch die mit größerem Abstand gesetzte Ampelanlage für Autos wird der Neustädter Markt fußgänger- und fahrradfreundlicher sowie als zusammenhängender Platz besser erlebbar. Zwischen den neuen und ergänzten Bausteinen am Königsufer werden die teilweise bereits vorhandenen kleineren Nebenwege als Qualität gesehen und wieder angelegt bzw. neu geschaffen. So sind auch zufällige Entdeckungen beim Spazieren oder Abkürzungen möglich. Die grünen Außenräume der Gebäude zur Elbe hin schaffen einen behutsamen Übergang von Stadt zu Landschaft und erzeugen freiräumliche Qualitäten.
Vernetzung bedeutet für uns auch die Anbindung an die bestehenden Quartiersbereiche wie das Barockviertel im Bereich Rähnitzgasse. Hier soll der Bereich um das Kunsthaus Dresden unbedingt an den Neustädter Markt angebunden werden. Dies sollte durch einen Vergrößerung des bestehenden Durchgangs erfolgen.

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4. Prinzip der Orte

Man kann die Schönheit der [stadt]landschaftlichen Situation am Dresdner Elbbogen bereits von zahlreichen Orten entlang der Neustädter Seite wahrnehmen. Gleich einer Perlenkette reihen sich verschiedene Orte entlang des Elbewegs aneinander. Fast alle diese Orte haben einen temporären oder ungefestigten Duktus. Wir möchten das Potential dieser Bereiche aufgreifen und stärken. Im Bereich des Königsufers verdichten sie sich. Die neuen Bebauungen sollen Ankerpunkte für neue Orte zum Elbufer hin sein und mit Ihren Nutzungen und ihrem speziellen Charakter zum Elbufer hin ausstrahlen. Entlang der Promenade oberhalb des Elberadwegs sollen mehrere neue Bereiche entstehen, von denen man die Schönheit der Stadt noch besser wahrnehmen kann. Auch im Bereich des Neustädter Marktes soll dieses Prinzip Anwendung finden. Die seitlichen Platzbereiche mit dem Dach und dem Platanenhain sollen wieder einladende Bereiche für die Bewohner des Quartiers als auch für Gäste werden. Dazu werden Barrieren entfernt und nutzbare Raumangebote gemacht.

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5. Adaption statt Rekonstruktion

Wir möchten aus der Vergangenheit lernen und diese nicht baugleich kopieren. Das Selbstverständnis der Dresdner Neustadt und deren Akteure sowie die zahlreichen städtischen Umformungen in diesem Bereich unterstreichen die Möglichkeit der Stadterneuerung und Weiterentwicklung. Für das Königsufer und den Neustädter Markt sehen wir das große Potential zur Schaffung städtischer Qualität mit neuen Bausteinen. Wir möchten, ohne die zu Grunde liegenden Strukturen zu vergessen, einen zeitgemäßen Stadtraum vorschlagen. Die neuen Gebäude und die städtischen Räume können Reminiszenzen und Bezüge zur Geschichte herstellen, sich jedoch in Form zeitgenössischer Gebäude und Vorstellungen von Raum und Funktion der Stadt manifestieren.

Projekt

Städtebaulicher Ideenwettbewerb mit Bürgerbeteiligung

Date

März 5, 2019

Category

Architektur - Wettbewerb