Friedrichstädter Tor Dresden

Gutachterverfahren

.

Gründerzeit 2.0

Gründerzeitliche Blockrandtypologien sind auch für die heutigen Wohnansprüche und Bedürfnisse noch sehr gut nutzbar. Dies beruht neben den verwendeten Gebäudetiefen und der Nutzungsmischung durch ein öffentliches Erdgeschoss vor allem auf der Nutzungsneutralität der Räume und der damit einhergehenden Flexibilität. Auch lässt sich beobachten, dass viele Fassaden aus dem späten 19. Jahrhundert auch heute noch als ästhetisch ansprechend empfunden werden. Interessant ist dies vor allem vor dem Hintergrund der schnellen und gewinnorientierten Errichtung, der damals nahezu seriellen Verwendung von ornamentalem Schmuckwerk und einer ansonsten sehr ökonomischen Gebäudestruktur. Auch das heutige Baugeschehen zur ökonomisch begünstigten Stadtreparatur im Rahmen des Immobilienbooms und der notwendigen kurzfristigen Schaffung von Wohnraum weist gewisse Parallelen einer ´Gründerzeit´ auf. Es stellt sich die Frage, ob es möglich ist, in einer wie nie zuvor von ökonomischen und ökologischen Faktoren geprägten Zeit Häuser zu bauen, die sich im Zusammenwirken mit Bestandsbauten des späten 19. Jahrhundert behaupten und die gestalterische Tradition fortschreiben können ohne die heute wichtigen Rahmenbedingungen zu vernachlässigen.

.

Entwurfsprinzipien

Die Fassadengliederung entlang der Straßen erfolgt nach Vorgabe im typischen Rhythmus der Abfolge und Gebäudebreiten. Nach erfolgter Analyse von typischen Gestaltungsthemen der anschließenden und gegenüberliegenden gründerzeitlichen Gebäude wurde versucht, bestimmt Themen und Motive herauszukristallisieren und diese in abgewandelter Form anzuwenden. Es werden 3 verschiedene Themen entwickelt um die 6 Gebäude zu gestalten. Dabei bildet eines der Themen die rahmenden Gebäude und den Mittelpunkt an der Ecke des Friedrichstädter Tores. Dazwischen werden die anderen Themen dekliniert und auf die jeweiligen Grundrissanforderungen angepasst. Allen Gebäudefassdaden gemein ist die Gliederung in Sockelgeschoss, Mittelzone und Dachabschluss. Diese Gliederung wird über die gesamte Länge des Quartiers angewendet. Die Fassaden zum Hofinneren erhalten eine sparsame und zurückhaltende Gliederung und führen die zur Straße angewendeten Gestaltungsprinzipien in Form der Ausprägung von großzügigen Balkonen fort (gerundet, eckig, prismatisch)

.

Torhaus und flankierende Gebäude

Das Torhaus erhält über dem massiven Erdgeschoss mit Werksteinelementen eine farbige Putzfassade mit horizontal gliedernden Gesimsen und nach oben schmaler werdenden Faschen um die bodentiefen Fenster. Einzelne, tief eingeschobene Fenster bilden punktuell kleine Loggien und ermöglichen Austritte. Die beiden oberen Geschosse der Eckbebauung werden mit einer metallischen Schindelstruktur verkleidet und interpretieren auf diese Weise die Ziegeldeckung der anschließenden Satteldächer. Damit soll gestalterisch erreicht werden, dass die Überhöhung des Eckgebäudes zwar als ´Torhaus´ betont wird, in der Lesbarkeit mit dem restlichen Quartier aber die Traufhöhe und die Zugehörigkeit zum Dach im Sinne eines durchgehenden Themas gewahrt bleibt. Die beiden äußeren Gebäude zu Friedrichstr. und Weißeritzstr. werden ebenfalls durch Variationen dieses Themas gestaltet.

.

Faltwerk

Die Fassaden ´Faltwerk´ versuchen, eine starke Plastizität zu erreichen. Die Tiefenstaffelung soll nicht nur gliedernde Funktion haben, sondern auch räumlich erlebbar werden. Die Fenster folgen den Knicken und erzeugen besondere innenräumliche Momente. In bestimmten Bereichen springt der Knick tiefer zurück und ermöglicht Austritte. Durch das Zusammenwirken unterschiedlicher Faltungswinkel in den Fassadenebenen entsteht ein abwechslungsreiches Spiel auf den beiden Gebäuden jeweils neben dem Torgebäude an der Ecke.

.

NeoBaroque

Die Fassade ´NeoBaroque´ greift gerundete Gestaltungselemente auf und wendet diese in die Horizontale gekippt an. Durch konkav ausgerundete Putzflächen zwischen, neben und über den Fenstern entsteht ein feingliedriges Spiel der Fassadenproportionen. Konvex gerundete Austritte zu den Strassenfassaden führen dieses Thema auf der Ebene kleiner Balkonaustritte weiter.

Status

Gutachterverfahren

Date

November 3, 2017

Category

Architektur - Wettbewerb